Atomkraftwerke

Nicht erst seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima ist Kernenergie umstritten. Als eines von wenigen europäischen Ländern hat Österreich bereits vor dem verheerenden Unfall in Tschernobyl 1986 auf Kernkraft verzichtet. Das geplante österreichische Atomkraftwerk in Zwentendorf wurde nach seiner Errichtung nie in Betrieb genommen. Im Rahmen einer Volksabstimmung 1978 entschied die österreichische Bevölkerung mit einer knappen Mehrheit von 50,4 % gegen die Nutzung von Atomenergie. Doch auch wenn Österreich selbst kein einziges AKW betreibt, ist der Import von Atomstrom weiterhin erforderlich, um den wachsenden Bedarf zu decken. Der in Österreich genutzte Atomstrom stammt unter anderem aus Deutschland.

Vor dem Atomunfall in Fukushima waren in Deutschland insgesamt 17 Reaktoren in Betrieb, von denen sieben unmittelbar nach der Katastrophe vom Netz genommen wurden. Die restlichen Reaktoren sollen in den nächsten Jahren abgeschaltet werden. War der deutsche Ausstieg aus der Atomkraft ursprünglich für 2036 geplant, will Deutschland nach einer Gesetzesnovelle nun schon ab 2022 ganz auf Atomkraftwerke verzichten. Ähnliche Maßnahmen wurden auch in Belgien und der Schweiz beschlossen. Einen vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie hat bisher nur Italien durchgeführt.

Die meisten der in Deutschland betriebenen Reaktoren sind sogenannte Druckwasserreaktoren. Dabei wird Wasser unter hohem Druck in flüssiger Form bei 160 bar und 320 Grad an den Brennstäben vorbeigeführt. Anschließend wird die Wärmeenergie an einen zweiten Kreislauf abgegeben, der durch Wasserdampf eine Turbine antreibt. Da der Wasserdampf weiterhin noch sehr heiß ist, wird er über einen dritten Kreislauf weiter abgekühlt, um in kondensierter Form erneut als Dampf die Turbine anzutreiben.

Schon jetzt wird in Deutschland intensiv über Auswirkungen der geplanten AKW-Abschaltung auf die Netzsicherheit diskutiert. Denn derzeit sorgen deutsche Atomkraftwerke für die Bereitstellung der sogenannten Grundlast, also der Strommenge, die ständig zur Verfügung stehen muss. Unklar ist, wodurch der fehlende Atomstrom ersetzt werden soll. Der Ausbau von Kohle- und Ölkraftwerken würde zu einem Verfehlen der Klimaziele führen. Eine andere Möglichkeit ist der Import von (Atom-)Strom aus dem Ausland. Langfristig wird jedoch der Ersatz durch regenerative Energieträger angestrebt.